In der dynamischen Welt des Energiehandels stellen virtuelle Ladezyklen eine entscheidende Erlösquelle dar. Durch den Einsatz von Algorithmen können Batteriespeicher optimiert werden, um die Volatilität der Strommarktpreise auszunutzen, ohne die Batterie tatsächlich zu laden oder zu entladen.
In diesem Blogbeitrag untersuchen wir, wie dieser Ansatz den Handel effizienter macht und welche Auswirkungen er auf die Energieversorgung der Zukunft hat.
Grundlagen: Die Rolle des Großhandels
Großhandel oder Wholesale Trading (z.B. Day-Ahead und Intraday) bezeichnet den Kauf und Verkauf von standardisierten Energieprodukten, z. B. 1 MW Strom für eine bestimmte Viertelstunde eines Tages. Der Handel erfolgt für den nächsten Tag und fortlaufend innerhalb eines Tages. Dadurch ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, auf sich ändernde Marktbedingungen zu reagieren. Der kontinuierliche Intraday-Markt ermöglicht den Handel bis zu 5 Minuten vor dem Lieferzeitpunkt, d. h. dem physikalischen Laden/Entladen einer Batterie. Dieser kurzfristige Handel gewinnt aufgrund der fluktuierenden Einspeisung erneuerbarer Energien zunehmend an Bedeutung. Die Handelsteilnehmer nutzen den Markt, um ihre Handelspositionen aufgrund neuer Prognosen für die Erzeugung erneuerbarer Energien anzupassen.
Einsatz von Batteriespeichern
In einem Umfeld, das durch die zunehmende Integration erneuerbarer Energien und deren fluktuierenden Charakter geprägt ist, spielen Batteriespeicher eine entscheidende Rolle. Einerseits durch die Möglichkeit, Strom physikalisch zu speichern, andererseits durch den finanziellen Handel. Beide Funktionen erlauben einen effizienteren Markt – zum einen durch die Verschiebung von Angebot und Nachfrage (physikalische Nutzung der Batterie), zum anderen durch erhöhte Handelsaktivität und Liquidität und damit effizientere Märkte (finanzieller Handel).
Wie funktionieren virtuelle Ladezyklen mit Batteriespeichern?
Virtuelle Ladezyklen, auch bekannt als Virtual Cycling, können als rein finanzieller Handel beschrieben werden. Dies umfasst den Kauf und Verkauf der gleichen Energiemenge für einen Lieferzeitraum. Dazu muss man in der Lage sein, dynamisch auf Marktpreisschwankungen zu reagieren und Preisunterschiede innerhalb einzelner Lieferzeiträume geschickt zum eigenen Vorteil zu nutzen, ohne die Energie physisch liefern zu müssen. So kann die Volatilität des Marktes genutzt werden, um finanzielle Gewinne zu erzielen, ohne eine Batterie physikalisch be- oder entladen zu müssen.
Um diese virtuellen Ladezyklen gewinnmaximierend umzusetzen, sind komplexe Handelsalgorithmen notwendig. Diese Algorithmen überwachen und analysieren kontinuierlich das sogenannte Orderbuch. Das Orderbuch zeigt in Echtzeit, welche Kauf- und Verkaufsaufträge für Strom innerhalb bestimmter Lieferzeiträume (in Deutschland 15-Minuten-Intervalle) vorliegen. Der Algorithmus eröffnet neue Positionen oder schließt bestehende.
Die Abbildung zeigt den Lade- und Entladeplan einer Batterie in 15-Minuten-Schritten. Wenn die Linie nach oben geht, wird die Batterie geladen, wenn sie nach unten geht, wird die Batterie entladen. Natürlich kann die Batterie „in echt“ in einer Viertelstunde nur entweder geladen oder entladen werden. Das heißt, es gibt einen tatsächlich realisierten Fahrplan „in echt“. Es werden aber sehr viele Fahrpläne dargestellt, da vor jeder bestimmten Viertelstunde (z. B. zwischen 12:00 und 12:15) beliebig oft neu entschieden werden kann, ob die Batterie in dieser Zeit geladen oder entladen werden soll. Jede Entscheidung bedeutet auch, dass entweder Strom gekauft oder verkauft wird. Mit dem Speicher werden dann Gewinne durch billigen Einkauf und teuren Verkauf erzielt.
Damit das funktioniert, wird immer ein Viertelstundenpaar benötigt. Durch das Bilden und Auflösen der Paare kann Geld verdient werden. Wiederholt man diesen Vorgang mehrmals, wobei einige Be- und Entladevorgänge rückgängig gemacht werden und neue hinzukommen, ergeben sich die verschiedenen dargestellten Fahrpläne – „Pläne“, die immer wieder angepasst werden, bis schließlich ein endgültiger, realisierter Fahrplan entsteht.
Insbesondere in Märkten, die einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien aufweisen, eröffnen sich kontinuierlich neue Möglichkeiten. Grund dafür sind die starken Schwankungen von Angebot und Nachfrage sowie das hohe Handelsvolumen an den Großhandelsmärkten.
Warum virtuelle Ladezyklen für Batteriespeicher sinnvoll sind:
Virtuelle Ladezyklen mit Batteriespeichern sind nicht nur eine innovative Antwort auf die Herausforderungen eines dynamischen Energiemarktes, sondern eröffnen auch neue Perspektiven für eine nachhaltige und wirtschaftlichere Gestaltung des Energiehandels. Diese Technologie spielt eine entscheidende Rolle, um die Lücke zwischen Energieerzeugung und -verbrauch zu schließen. Dies trägt nicht nur zur Stabilität des Stromnetzes bei, sondern bringt auch wirtschaftliche Vorteile. Nach dem Motto „Tue Gutes und verdiene daran“ können Betreiber von Batteriespeichern einen aktiven Beitrag zur Energiewende und zur Netzstabilisierung leisten und gleichzeitig Einnahmen generieren. Darüber hinaus ermöglicht die Echtzeitoptimierung ein effektives Risikomanagement, das gerade im Hinblick auf die Volatilität der erneuerbaren Energien von großer Bedeutung ist.
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