Das Thema Elternzeit ist in Unternehmen so präsent wie nie, denn auch für werdende Väter wird eine Auszeit im Sinne der Familie immer attraktiver. Doch obwohl auch Männer immer häufiger in Elternzeit gehen, zeigen Studien, dass nur 25 % der Deutschen, die den Anspruch auf Elternzeit geltend machen, Männer sind. Während Frauen im Schnitt 14,5 Monate in Elternzeit gehen, sind es bei Männern durchschnittlich gerade einmal 3,7 Monate. Dass es auch anders geht, zeigt unser Kollege Florian Vetter. Denn er hat den Schritt gewagt und sich auf und davon gemacht – in zwei Jahre Elternzeit. Wir haben mit ihm gesprochen und er hat uns verraten, wie es zu dem Entschluss kam und wo er sich jetzt gerade befindet
Ein unkonventioneller Weg
In unserer Gesellschaft ist es immer noch unüblich, dass ein Vater mehr als zwei Monate Elternzeit in Anspruch nimmt. Diese Realität schürt Erwartungen und sozialen Druck: Viele Väter fragen sich, ob sie sich das in ihrem Job rausnehmen können oder dürfen. Für viele gilt die Aufopferung für den Beruf schließlich noch immer als Statussymbol. Das zeigt: Als (männliche) Führungskraft für längere Zeit in Elternzeit zu gehen ist ein eher unkonventioneller Weg, doch für unseren Kollegen Florian genau die richtige Entscheidung.
Nach langer Zeit mit viel Raum für Arbeit und wenig Zeit für Familie, war es für ihn allerhöchste Zeit seine Prioritäten zu überdenken und die Arbeit an den Nagel zu hängen – jedenfalls für eine gewisse Zeit. Er ist der Überzeugung, dass man auch anders mit der Situation hätte umgehen können, doch er verrät uns, dass es für ihn nur die eine Option gab: „Ich bin ein ganz-oder-gar-nicht-Typ. Und da erschienen mir zwei Jahre Zeit nur für die Familie als genau das Richtige. Hinzu kommt, dass die Welt zu bereisen mein Kindheitstraum ist. Meine Frau hat auch sehr schnell Gefallen an der Idee gefunden und dann haben wir Nägel mit Köpfen gemacht.“ Eine kurze Auszeit war somit also ausgeschlossen und es musste was Längeres her.
Ich bin dann mal weg
Zwei Jahre rumsitzen war für Florian und seine Familie definitiv keine Option, die gemeinsame Zeit sollte für neue Erfahrungen und Erinnerungen als Familie genutzt werden. Also hieß es: Sachen packen und nichts wie weg. Über zwei Monate sind die vier jetzt schon mit ihrem Camper unterwegs – Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien und Montenegro haben sie auf ihrer Liste schon abgehakt. Momentan sind sie in Albanien, umgeben von netten Menschen, Tieren und Sandstrand.
Der Alltag besteht aus Baden gehen, Sonne tanken und die Abende am Lagerfeuer ausklingen lassen. „Wir durchleben gerade eine interessante Transformation von Urlaub zu Alltag“, verrät uns Florian. Aber gerade, wenn man für eine so lange Zeit auf engem Raum lebt, bleiben die kleinen Probleme natürlich nicht aus: „Wir müssen schauen, dass wir unsere Bedürfnisse unter einen Hut bekommen und Routinen entwickeln. Zudem stellt einen jeder Tag vor neue Herausforderungen. Einkaufen, Wäsche waschen, Frischwasser organisieren usw. kann ziemlich aufwendig sein.“ Reisen ist manchmal eben nicht nur Urlaub, sondern auch ein bisschen Arbeit. Oder wie Florian so schön sagt: „Die ganze Reise ist quasi ein Full-Time-Job, nur anders und nie langweilig.“
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt
„Das war wirklich eine Erleichterung. Wir haben letztes Jahr einen 10-wöchigen Testlauf im Rahmen einer ‚kleinen Elternzeit‘ gemacht. Nach meiner Rückkehr bin ich direkt zu meinem Leiter und habe ihm meine Pläne erläutert. Ich weiß es noch genau.“
Als Führungskraft in Elternzeit
„Wenn man dann auf das gemeinsam Erreichte zurückblickt und der Abschied real wird, ist das ein komisches Gefühl. Was ich dabei mitgenommen habe ist die gegenseitige Wertschätzung für die gemeinsame Reise und besten Wünsche für den Weg, den jeder vor sich hat.“
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