Was ist Day-Ahead Handel?
„Day-Ahead“ kommt aus dem Englischen und steht für „Folgetag“. Der Day-Ahead Handel ist eine Form des Stromhandels, bei der Strom für die Lieferung am nächsten Tag gekauft oder verkauft wird. In Deutschland erfolgt dieser Handel überwiegend über die Strombörse EPEX SPOT. Es gibt aber auch andere mögliche Handelsplätze.
Die gehandelten Produkte sind in der Regel Stunden- oder Viertelstundenkontrakte. Der Handel wird über eine Auktion abgewickelt: Marktteilnehmer aus Deutschland und Österreich – wie Energieversorger, Stadtwerke oder Großverbraucher – geben bis spätestens 12:00 Uhr mittags ihre Gebote für den Folgetag ab. Um 12:00 Uhr schließt das Orderbuch und ein Algorithmus berechnet die sogenannten Markträumungspreise. Die Ergebnisse werden in der Regel zwischen 12:40 und 13:00 Uhr veröffentlicht. Der Day-Ahead Handel findet an allen Tagen statt – auch an Wochenenden und Feiertagen – und erfolgt anonymisiert.
Day-Ahead Markt bildet das zentrale Instrument für die marktbasierte Einsatzplanung im Stromsystem. Er ermöglicht es Energieversorgern und Erzeugern, Angebot und Nachfrage für den Folgetag abzustimmen, Nachfragespitzen vorhersehbar zu decken und das Risiko kurzfristiger Preis- und Mengenabweichungen zu reduzieren. Dadurch trägt er wesentlich zur Planbarkeit und indirekt auch zur Stabilität des Stromsystems bei.
Was hat sich 2025 am Day-Ahead Markt geändert?
Im Jahr 2025 wurde der europäische Strommarkt grundlegend weiterentwickelt: Die EPEX SPOT (und alle anderen Börsen) hat ihr Auktionsdesign umgestellt – von stündlichen auf viertelstündliche Handelsintervalle. Diese Umstellung ist Teil der Umsetzung der EU-Verordnung 2019/943, die eine präzisere Marktpreisbildung und bessere Integration erneuerbarer Energien zum Ziel hat. Bisher wurden die Day-Ahead Auktionen europaweit in 60-Minuten-Blöcken durchgeführt.
Neues Auktionsdesign: 15-Minuten-Produkte im Day-Ahead
Seit dem 30. September 2025 werden an der EPEX SPOT erstmals viertelstündliche Auktionsintervalle für den Folgetag gehandelt. Konkret bedeutet dies, dass nun 96 Preispunkte pro Tag berechnet werden statt wie bisher 24. Diese Umstellung wird von vielen als „Paradigmenwechsel“ bezeichnet. Als zusätzlichen Service wird die EPEX SPOT auch einen Stundenpreis angeben (Index Price), der das arithmetische Mittel der vier Viertelstunden ist. Durch die Umstellung auf Viertelstundenprodukte können Anbieter und Verbraucher ihre Erzeugungs- und Verbrauchsprognosen feiner am Markt abbilden und vermarkten. Das ermöglicht eine präzisere Abstimmung zwischen tatsächlicher Produktion, Nachfrage und gehandelten Mengen.
Warum wurde Day-Ahead auf 15-Minuten-Produkte umgestellt?
Die Umstellung auf Viertelstundenprodukte verfolgt mehrere Ziele:
- Bessere Integration erneuerbarer Energien: Wind- und Solarstrom unterliegen starken Schwankungen – oft innerhalb einer Stunde. Die neue Struktur erlaubt eine genauere Abbildung dieser Volatilität.
- Mehr Flexibilität im Stromsystem: Marktteilnehmer können ihre Erzeugung und ihren Verbrauch präziser planen und steuern.
- Effizientere Netznutzung: Durch die feinere Zeitauflösung lassen sich Netzengpässe besser vermeiden und die Netzstabilität verbessern.
- Höhere Markteffizienz: Die Preisbildung wird genauer, was zu faireren und transparenteren Marktbedingungen führt.
Weitere Informationen zur aktuellen Preisbildung und zu den Ergebnissen der Auktionen finden Sie direkt auf der Website der EPEX SPOT.
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