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Demand Side Management

Lesezeit: 5 Minuten

Was ist Demand Side Manage­ment (DSM)?

Unter Demand Side Manage­ment (DSM) versteht man die Steue­rung der Strom­nach­frage durch die teilweise Verla­ge­rung des Strom­ver­brauchs. Dabei werden Lasten, die inner­halb der Energie­wirt­schaft den Strom­ver­brauch bezeichnen, gezielt ab- und zugeschaltet. Das Demand Side Manage­ment, welches auch als Lastma­nage­ment oder Laststeue­rung bezeichnet wird, wird vor allem in der Indus­trie angewendet.

Wie funktio­niert Demand Side Manage­ment für gewerb­liche Strom­ver­brau­cher und Endkunden? 

Im Prinzip funktio­niert Demand Side Manage­ment ähnlich wie Urlaubs­pla­nung: Wer keine Schul­kinder hat und zeitlich flexibel ist, kann zu kosten­güns­ti­geren Zeitpunkten verreisen, da man z.B. nicht nur in der teureren Hochsaison in den Sommer­fe­rien Urlaub machen kann. Gleiches gilt für im Strom­ver­brauch flexible gewerb­liche Strom­kunden: Diese können Strom einer­seits dann verwenden, wenn er kosten­günstig vorhanden ist, bspw. bei Wetter­lage mit starkem Wind. Anderer­seits können sie bei steigenden Strom­preisen ebenso ihre Produk­tion verlang­samen oder zuvor gespei­cherte Energie verwenden. Voraus­set­zung dafür ist, dass sie bestimmte Prozesse flexibel gestalten können. Wenn also flexible Lasten bzw. gut steuer­bare Strom­ver­bräuche identi­fi­ziert werden, können bei diesen der Verbrauch in Abhän­gig­keit zum kosten­güns­tigsten Zeitpunkt erhöht, verrin­gert oder auch zeitlich verschoben werden.Demand Side Manage­ment spielt aller­dings nicht nur in Indus­trie­be­trieben eine Rolle, sondern auch in Privat­haus­halten. Hier kann mithilfe des Demand Side Manage­ments die Strom­nach­frage ebenso an die Energie­er­zeu­gung angepasst werden. So können etwa Elektro­fahr­zeuge bevor­zugt dann nachge­laden werden, wenn die Wetter­lage viel Wind und Sonne mit sich bringt und demnach viel Strom produ­ziert werden kann. Des Weiteren können zeitva­riable Strom­ta­rife, wie bspw. Nacht­strom­ta­rife, verwendet werden. Durch den kosten­güns­ti­geren nächt­li­chen Einsatz von Wasch­ma­schinen, Geschirr­spü­lern usw. können Anreize zur Entlas­tung des Strom­netzes getätigt werden. 

Warum Demand Side Management?

Histo­risch ist es die Angebots­seite inner­halb der Strom­branche, die sich flexibel der Strom­nach­frage bzw. dem Bedarf von Verbrau­chern anpasst. Die Energie­pro­duk­tion in konven­tio­nellen Kraft­werken wird am Strom­ver­brauch ausge­richtet. Aller­dings ist diese Vorge­hens­weise mit einem zuneh­menden Anteil von erneu­er­baren Energien überholt – Wind und Sonne können schließ­lich nicht nach Belieben gesteuert werden. Deshalb variieren Strom­mengen, welche mithilfe von Photo­vol­taik- und Windkraft­an­lagen erzeugt werden, stärker als die auf herkömm­liche Art und Weise ins Netz einge­speisten Strom­mengen. Im Zuge des Demand Side Manage­ments können gewerb­liche Strom­ver­brau­cher und Endkunden hier ansetzen und auf das schwan­kende Energie­an­gebot reagieren. So kann durch den Ausgleich von Erzeu­gungs- und Nachfra­ge­schwan­kungen die Zuver­läs­sig­keit des Strom­netzes gewähr­leistet und eine zusätz­liche Erlös­quelle für Unter­nehmen bereit­ge­stellt werden. 

Wer kann von Demand Side Manage­ment profitieren? 

Im gewerb­li­chen Umfeld ist Demand Side Manage­ment insbe­son­dere für Branchen mit einem hohen Energie­be­darf, wie bspw. bei metall­ver­ar­bei­tenden Unter­nehmen, sinnvoll. Demand Side Manage­ment kann aber grund­sätz­lich über unter­schied­lichste Branchen hinweg angewendet werden und ist nicht von der Unter­neh­mens­größe abhängig. So weist diese Vorge­hens­weise auch für mittel­stän­di­sche Betriebe Vorteile auf: Sie können zum einen durch die gezielte Steue­rung des flexi­blen Strom­ver­brauchs ihre laufenden Energie­kosten reduzieren und zum anderen neue Erlös­quellen erschließen. Dabei können flexible Lasten außer­halb des Betriebes vermarktet und zur Entlas­tung in das Strom­system einge­speist werden. Aktuell kann in Deutsch­land von einem techni­schen Poten­zial von ca. 15 Gigawatt zur Lastver­la­ge­rung ausge­gangen werden – und eben dieses Poten­zial kann als zusätz­liche Erlös­quelle für Unter­nehmen dienen. 
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Was sind die Ziele des Demand Side Management? 

Das Demand Side Manage­ment ist durch die teilweise Verla­ge­rung des Strom­ver­brauchs in der Lage, einen wertvollen Beitrag zur Flexi­bi­li­sie­rung des Strom­sys­tems zu leisten. Insbe­son­dere im Zuge der Energie­wende kommt diesem Vorgehen eine wichtige Bedeu­tung zu: Der verstärkte Einsatz von Wind- und Solar­energie kommt mit wetter­be­dingten Schwan­kungen einher, die wiederum ausge­gli­chen werden müssen. Um einer Überlas­tung des Strom­sys­tems vorzu­beugen, kann Demand Side Manage­ment Einfluss nehmen auf die Flexi­bi­li­sie­rung der Strom­nach­frage. Konkret bedeutet das, dass hiermit ein Ausgleich zwischen Erzeu­gungs- und Nachfra­ge­schwan­kungen ermög­licht werden kann. Zudem besteht die Möglich­keit zur Bereit­stel­lung von Ausgleichs- und Regel­en­ergie. Ausgleichs­en­ergie bezeichnet die Umlage der Abruf­kosten der Regel­en­ergie auf die unter­schied­li­chen Akteure inner­halb des Strom­netzes. Unter Regel­en­ergie versteht man die Energie, die ein Netzbe­treiber beansprucht, um poten­zi­elle Schwan­kungen in seinem Strom­netz auszu­glei­chen. Somit können überlas­tete Netzab­schnitte wieder entlastet werden.
Demand Side Manage­ment kann dabei grund­le­gend einen wichtigen Bestand­teil des Energie­ma­nage­ments darstellen: So können bspw. die Energie­ein­flüsse in einem Unter­nehmen syste­ma­tisch ermit­telt und die energie­be­zo­gene Leistung konti­nu­ier­lich optimiert werden, indem der Energie­ver­brauch und dabei anfal­lenden Kosten nachhaltig reduziert werden.

Wer ist für Demand Side Manage­ment verantwortlich? 

Bei einem gewerb­li­chen Strom­ver­brau­cher sollten unter­schied­liche Akteure im Zuge des Demand Side Manage­ments einbe­zogen werden. So spielen die Prozess­ver­ant­wort­li­chen, also etwa der Produk­tions- oder Betriebs­leiter, ebenso wie der Energie­ma­nager und die Verant­wort­li­chen der Mess- und Steue­rungs­sys­teme aus der IT-Abtei­lung eine wichtige Rolle. Des Weiteren sollten die Bereiche Einkauf und Control­ling sowie ggf. der Betriebsrat invol­viert werden, falls durch die Einfüh­rung des Demand Side Manage­ments wesent­liche Verän­de­rungen für die Arbeits­pro­zesse der Mitar­beiter zu erwarten sind. Von Vorteil ist es dabei, wenn ein Haupt­ver­ant­wort­li­cher festge­legt wird: Hier kann z.B. der Energie­ma­nager eine zentrale Funktion einnehmen, da er ohnehin eine Querschnitts­funk­tion durch die ganze Organi­sa­tion einnimmt.
Die Zusam­men­ar­beit mit einem Energie­dienst­leister kann für einen reibungs­losen Ablauf der Vermark­tung von flexi­blen Strom­lasten sorgen. DSM-Vermarkter, wie das Virtu­elle Kraft­werk, sammeln die Lasten unter­schied­li­cher Anlagen­be­treiber in einem gemein­samen Pool und vermarkten diese wiederum als virtu­elle Gesamt­ein­heit. Durch diese Vorge­hens­weise können auch Unter­nehmen mit gerin­geren flexi­blen Lasten von den Poten­zialen des Demand Side Manage­ment profitieren.

Wie wird Demand Side Manage­ment vergütet?

Die Vergü­tung von Regel­en­er­gie­er­lösen erfolgt durch die Übertra­gungs­netz­be­treiber, die die erwirt­schaf­teten Erlöse an einen vorge­la­gerten Vermarkter oder direkt an den Anlagen­be­treiber auszahlen. Betreibt der Abnehmer Lastver­schie­bung in Zeiten günstiger Strom­preise, wird die Moneta­ri­sie­rung in der Regel über einen dynami­schen Strom­tarif reali­siert. Das heißt, ihm werden die Spot-Preise der Strom­börse plus eine Handling-Fee abgerechnet. 

Wie funktio­niert Demand Side Manage­ment in der Wasserwirtschaft?

Demand Side Manage­ment ist für kommu­nale Unter­nehmen insbe­son­dere auch im Bereich der Wasser­ver­sor­gung ein attrak­tives Geschäfts­feld. So können etwa Pumpen im Trink- und Abwasser-Kreis­lauf oder auch die Rührwerke in Kläran­lagen, sofern es inner­halb der biolo­gi­schen Prozesse möglich ist, bis zu einem gewissen Grad zuneh­mend flexi­bi­li­siert werden. Demnach kann auch hier der Strom­ver­brauch zuneh­mend optimiert bzw. flexibel verla­gert werden. 

Wie ist der aktuelle Entwick­lungs­stand beim Demand Side Management? 

Studien belegen, dass poten­ziell in jegli­chen Verbrauchs­sek­toren, also in der Indus­trie, im Handel und Gewerbe sowie in privaten Haushalten, die techni­schen Poten­ziale zur Laststeue­rung bereits vorhanden sind. Indus­trie und Gewerbe sind die zentralen Profi­teure, da hier norma­ler­weise größere Einzel­lasten vorkommen und profes­sio­na­li­sierte Mess- und Steue­rungs­technik einfach einsetzbar ist bzw. bereits verwendet wird. Demand Side Manage­ment ist jedoch bislang noch in weiten Teilen der Indus­trie kaum bekannt bzw. wird nur teilweise in energie­in­ten­siven Berei­chen einge­setzt. Deshalb ist es neben der techni­schen Weiter­ent­wick­lung von enormer Bedeu­tung, dass es einen möglichst diskri­mi­nie­rungs­freien Zugang zu bereits bestehenden und zukünf­tigen Markt­fel­dern gibt. Externe Vermarkter, wie etwa wir als Virtu­elles Kraft­werk der EnBW, fördern eine zuneh­mende Flexi­bi­lität der Märkte und die langfris­tige Etablie­rung des Demand Side Managements. 

Sie haben Rückfragen? Kontak­tieren Sie uns.

Pierre Fees, Head of Sales 

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