Was ist die Liberalisierung des Strommarktes & Energiemarktes?
Wie kam es zur Liberalisierung des Strommarktes in Deutschland?
Bis kurz vor der Jahrtausendwende wurde der Energiemarkt in Deutschland von staatlicher Seite aus geregelt. Die erfolgreiche Liberalisierung des Telekommunikationssektors kurz vorher fungierte dann schließlich als Vorbild für den Energiemarkt und dessen liberalistische Bemühungen. Mit der Öffnung bzw. Liberalisierung des Energiemarktes versprach man sich ein Ende der bisherigen Monopolstellung von Energieriesen durch das Aufkommen neuer Stromanbieter. Im gleichen Zuge sollte dadurch der Wettbewerb zwischen den nun zahlreichen Anbietern gefördert werden, was zu sinkenden Energiepreisen und Innovationen im Bereich der Stromerzeugung führen sollte.
Der Startschuss für die Liberalisierung des Strommarktes wurde schließlich im April 1998 mit dem Gesetz zur Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts gelegt. Anfangs erfüllten sich die damit einhergehenden Hoffnungen auch größtenteils: Nach der Öffnung des Energiemarktes kamen einige neue Energie-Akteure ins Spiel. Verbraucher haben seitdem die „Qual der Wahl“ – dank der Liberalisierung können sie ihren Stromanbieter schließlich ab dem Zeitpunkt frei wählen. Die „Lebensdauer“ der zahlreichen Energie-Akteure war allerdings zu Beginn oftmals nur von geringer Dauer.
Die ungleichen Verhältnisse und Bedingungen rund um den Zugang zum Stromnetz haben mit dazu geführt, dass diese Energiepioniere von damals heute größtenteils wieder von der Bildfläche verschwunden sind. Um eine bessere Chancengleichheit zu gewährleisten, wurde schließlich 2005 die Bundesnetzagentur ins Leben gerufen. Diese unabhängige Regulierungsbehörde hat seitdem die Aufgabe dafür zu sorgen, dass im Wettbewerb allen Stromanbietern Zugang zu Versorgungsnetzen ermöglicht wird.
Die Hoffnungen in Bezug auf sinkende Strompreise wurden auch relativ schnell im Keim erstickt: Durch die Liberalisierung des Energiemarktes kam es zu einer veränderten Zusammensetzung des Strompreises. Bislang ergaben der Energiepreis, Netzentgelte und die Umsatzsteuer zusammengefasst den Strompreis, allerdings werden jetzt zusätzlich auch eine Menge an staatlichen Abgaben und Umlagen mit abgerechnet. Somit ist Strom heutzutage in etwa doppelt so teuer wie vor der Liberalisierung.
Welche Vorteile hat die Liberalisierung des Strommarktes & Energiemarktes?
Die Liberalisierung begünstigt den Aufstieg erneuerbarer Energiequellen: Mithilfe dynamischer Prognose- und Handelsprozesse kann effizient und flexibel im Zuge der volatilen Stromerzeugung agiert und reagiert werden. Durch die Möglichkeit Strom an der Strombörse im Viertelstunden-Raster zu handeln kann eine hohe Übereinstimmung zwischen Energieeinspeisung (bspw. durch eine PV-Anlage) und der Energieentnahme (bspw. durch einen Energieverbraucher) erreicht werden. So können Angebot und Nachfrage optimal ausbalanciert werden.
Zudem ist der Strommarkt durch die Liberalisierung um eine Vielzahl an Akteuren gewachsen. Diese Tatsache führt wiederum zu einer besseren Marktliquidität. Dabei verfügt das Marktvolumen über eine ausreichende Größe für viele Akteure und animiert zudem zu regen Handelsaktivitäten. Strom kann im Zuge dessen also gehandelt werden, ohne dass vereinzelte Transaktionen einen größeren Einfluss auf den Marktpreis ausüben können.
Wie geht es mit der Liberalisierung des Strommarktes & Energiemarktes weiter?
Flexibilität bei der Stromerzeugung und beim -verbrauch wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Analog dazu stellt die Ausgestaltung und Liberalisierung der Märkte eine wichtige Komponente dar. Im Zuge dessen ist es demnach von großer Bedeutung, dass die technologische Entwicklung sowie die Schaffung von Rahmenbedingungen für neue Geschäftsmodelle, wie etwa Demand Side Management, ebenfalls Schritt halten können mit den Bemühungen im Prozess der Energiewende. Das grundlegende Ziel ist hierbei, die adäquate Gestaltung des Strommarktes: Der steigende Anteil an Strom aus Erneuerbaren Energien soll bestmöglich in den bestehenden Energiemix integriert werden.
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