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Redispatch

Lesezeit: 4 Minuten

Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet Redispatch?

Definition

Unter Redispatch versteht man die Änderung des Dispatchs, also der Kraftwerkseinsatzplanung. Seine Einsatzplanung meldet der Kraftwerksbetreiber tagtäglich für den Folgetag an den Übertragungsnetzbetreiber. Die Meldung erfolgt mittels „Fahrplänen“, welche für jede Viertelstunde des Folgetages die geplante Energieproduktion beinhalten. Diese Informationen zeigen auf, welches Kraftwerk zu welchem Zeitpunkt wie viel Leistung ins Netz einspeisen wird. Basierend darauf werden Netzzustandsanalysen getätigt, die aufzeigen, ob es zu Engpässen kommen wird oder ob kurzfristige Überlastungen des Netzes bevorstehen könnten. Wenn das der Fall ist wird vonseiten der Übertragungsnetzbetreiber, wie zum Beispiel TransnetBW, eine Änderung des „Fahrplans“ der Kraftwerke gemäß dem Energiewirtschaftsgesetz (ENWG) angeordnet. An dieser Stelle spricht man dann von der Festlegung des sogenannten Redispatch. Im Zuge dessen werden also Eingriffe zur Anpassung der Wirkleistungseinspeisung von Kraftwerken getätigt. Mithilfe dieses Vorgangs können regionale Überlastungen bzw. Netzengpässe einzelner Leistungsabschnitte im Übertragungsnetz verhindert oder beseitigt werden.

Entscheidend ist, dass Angebot und Nachfrage innerhalb des Stromnetzes ausgeglichen sind – diese Synchronisationsaufgabe gestaltet sich für alle beteiligten Akteure jedoch immer mehr als Herausforderung. Das liegt unter anderem an der Integration europäischer Strommärkte, Verzögerungen im Netzausbau, dem Atomausstieg sowie an dem Ausbau der Erneuerbaren Energien, wodurch es zu Veränderungen der Lastflüsse im Netz kommt. Netzbetreiber müssen deshalb immer häufiger Redispatch-Maßnahmen vornehmen. Tendenz (weiterhin) steigend: In den kommenden Jahren kann also von einer weiteren Zunahme des Redispatch-Bedarfs ausgegangen werden.

Das übergeordnete Ziel ist dabei die Erhaltung der Netz- und Systemstabilität sowie die Vermeidung von Netzunterbrechungen, um so die Versorgungssicherheit der Verbraucher gewährleisten zu können. Dabei ist es enorm wichtig, dass nicht zu viel Kraftwerksleistung ins Netz eingespeist wird – ansonsten droht dieses an die Grenzen seiner technischen Leistungsfähigkeit zu gelangen. In so einem Fall schalten sich die Leitungsabschnitte selbst vorsorglich automatisch ab, sodass gravierende Schäden verhindert werden können. Zeitgleich erhöht sich dabei die Belastung auf den alternativen „Ausweich-Leitungen“. Bildlich gesprochen kann das mit einem Stau im Straßenverkehr verglichen werden: Wenn die Umleitungs-Strecke von allen befahren wird, kommt es hier ebenfalls über kurz oder lang zu einer Überlastung. Das führt schließlich wiederum dazu, dass neue Umleitungs-Strecken benötigt werden.

Welche Redispatch Maßnahmen gibt es?

Bezeichnend für den Redispatch ist, dass dieser mithilfe eines sogenannten Kraftwerkpärchens durchgeführt wird. Während ein Kraftwerk, das vor dem prognostizierten Engpass liegt, die Anweisung erhält weniger ins Stromnetz einzuspeisen, wird das andere Kraftwerk, welches sich hinter dem geplanten Engpass befindet, im Gegensatz dazu aufgefordert mehr elektrische Energie bereit zu stellen. So ändert sich also nicht insgesamt die Menge an Strom, die ins öffentliche Netz eingespeist wird, sondern lediglich der Standort der Produktion bzw. Einspeisung. Generell sind diese Redispatch Maßnahmen dabei nicht auf eine bestimmte Regelzone begrenzt: Sie können zum einen innerhalb einer Regelzone, zum anderen aber auch im bundesweiten Verbundnetz vollzogen werden.

Die Anzahl an Redispatch-Maßnahmen ist innerhalb der letzten Jahre immer mehr gestiegen, da nicht bei allen Übertragungsnetzen in Deutschland in sämtlichen Regionen leistungsstarke Leitungen vorhanden sind.
Besonders beansprucht werden die Übertragungsleitungen beispielsweise während der Wintermonate: Die Windräder speisen dann im Norden aufgrund der kalten und stürmischen Wetterlage deutlich mehr Strom ein und zeitgleich steigt an den industriellen Knotenpunkten in Süddeutschland der Energiebedarf. Um das automatische Abschalten der Leitungen zu verhindern, ist es dementsprechend wichtig, dass durch den Redispatch die zwei charakteristischen Handlungsschritte durchgeführt werden: Einerseits müssen die Anlagen im Norden dann ihre Einspeisung reduzieren, während die Anlagen im Süden andererseits hochgefahren werden müssen. Diese Situation wird dadurch verschärft, dass in Norddeutschland immer mehr Windparks ins Netz einspeisen und im Süden immer mehr konventionelle Kraftwerke abgeschaltet werden. Umso wichtiger ist also, dass der Ausbau der Nord-Süd-Strecken im Übertragungsnetz weiter vorangetrieben wird.

Welche Kosten entstehen für Redispatch Maßnahmen?

Der geplante Ausstieg aus der Atomenergie, der Ausbau der Windenergie in Norddeutschland und der nur schleppend fortschreitende Ausbau der Übertragungsnetze führen dazu, dass die Anzahl der Redispatch-Maßnahmen innerhalb der letzten Jahre immens gestiegen ist.

Die entstehenden Kosten werden im Zuge dessen auf die Netznutzungsentgelte umgelegt. In Summe bilden sie sich durch die Erstattung der Brennstoffkosten, den Anfahrtskosten der Anlage und aus der Entschädigung des Bilanzkreises des durch die Redispatch-Maßnahme betroffenen Anlagenbetreibers.

Die Entwicklung der Summe der Redispatch-Maßnahmen und der jährlichen Kosten, die dem Monitoringbericht 2019 der Bundesnetzagentur entnommen wurden, werden in der folgenden Abbildung aufgezeigt:

Summe der Redispatch-Maßnahmen in GWh

Was bedeutet Redispatch 2.0?

Die für Oktober 2021 geplante Einführung des Redispatch 2.0 im Zuge des Netzausbaubeschleunigungsgesetzes (NABEG) hat zur Folge, dass mehr Akteure Eingriffe zur Anpassung ihrer Stromproduktion vornehmen müssen, um Netzengpässe zu vermeiden. Eine besondere Rolle wird hier zukünftig den mehr als 900 Verteilnetzbetreibern in Deutschland zuteil: Diese verantworten für einen Großteil der Anlagen die Prognose und Steuerung der Anlagen, die in ihre Netze einspeisen sowie die Abwicklung vieler Prozesse, die mit dem Redispatch 2.0 einhergehen.

Bislang wurden beim Redispatch lediglich konventionelle Kraftwerke vonseiten der Übertragungsnetzbetreiber in die Verantwortung genommen. Erneuerbare Energien haben beim Netzengpassmanagement bislang nur dann eine Rolle gespielt, wenn sie im Zuge des Einspeisemanagements (EinsMan) abgeriegelt werden. Die steigende Anzahl und erhöhten Kosten der Redispatch-Maßnahmen machen aber mittlerweile deutlich, dass Erneuerbare Energien hier effizienter eingesetzt werden können: Dezentrale Erneuerbare-Energien-Anlagen liegen durch ihren individuellen Standort schließlich oftmals näher am Netzengpass und sind deshalb potenziell besser dafür geeignet diesen zu beseitigen. Zukünftig sollen deshalb im Zuge des Redispatch 2.0 auch Erneuerbare-Energien-Anlagen und KWKG-Anlagen sowie Anlagen, die jederzeit durch einen Verteilnetzbetreiber fernsteuerbar sind, in diesen Prozess involviert werden. Ab Oktober 2021 sind Erneuerbare-Energien-Anlagen und KWKG-Anlagen mit einer Anlagengröße über 100 kW deshalb verpflichtet am Redispatch 2.0 teilzunehmen und erhalten dabei die mit der Redispatch-Aktivierung einhergehende Vergütung. Das übergeordnete Ziel des Redispatch 2.0 fokussiert sich auf die kostengünstigere und diskriminierungsfreie Beseitigung von planbaren und nicht planbaren Netzengpässen im lokalen und regionalen Raum.

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Pierre Fees, Head of Renewables Sales

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