Was ist Intraday Handel?
Unter Intraday Handel versteht man den Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder Rohstoffen innerhalb desselben Tages. Diese Art des Handels wird häufig genutzt, um von kurzfristigen Marktbewegungen zu profitieren, da die Kurse im Laufe eines einzigen Tages schnell schwanken können. Der Intraday Stromhandel erfolgt überwiegend über Spotmärkte wie die EPEX Spot (Spotmarkt der European Power Exchange). Er beschreibt den kontinuierlichen Handel mit Strom, der überwiegend noch am selben Tag geliefert wird. Daher spricht man auch vom kurzfristigen Großhandel mit Strom – im Gegensatz zum Terminmarkt, bei dem der Handel mit längeren Vorlaufzeiten erfolgt.
Seit dem 30.09.2025 werden am Day-Ahead Markt der EPEX Spot neben Stundenprodukten auch standardisierte 15-Minuten-Produkte eingeführt. Diese Änderung erhöht die Flexibilität und verbessert die Abstimmung zwischen Day-Ahead– und Intraday Markt, was insbesondere für die Integration erneuerbarer Energien von großer Bedeutung ist.
Wie funktioniert der Intraday Handel mit Strom?
Der Intraday Handel kann zwar gewinnbringend sein, ist aber aufgrund der Möglichkeit plötzlicher Kursänderungen auch riskant. Diese plötzlichen Kursänderungen treten oft beispielsweise durch Erzeugungsabweichungen bei Erneuerbaren Energien auf. Unternehmen, die Intraday Handel betreiben, haben daher oft eigene Meteorologen im Team, die mit ihrem Fachwissen unterstützen. Außerdem können auch Lasteffekte (beispielsweise wie in Frankreich, wo viel mit Strom geheizt wird) oder Kraftwerksausfälle zu Kursänderungen führen.
Im Intraday Handel werden im Normalfall Lieferungen in 15-Minuten- oder Stundenblöcken gehandelt – größere Blockgrößen sind ebenfalls möglich. Zu den standardisierten Handelsblöcken zählen der Baseload (Stunden 1 bis 24) sowie der Peakload (Stunden 8 bis 20 an Werktagen von Montag bis Freitag). Ein zentrales Merkmal des Intraday Handels ist die Möglichkeit des viertelstundengenauen Handels, die seit Dezember 2011 eingeführt wurde. Positionen können bis zu fünf Minuten vor Lieferbeginn gehandelt werden. Ergänzend zum kontinuierlichen Intraday Handel wurden seit 2024 zusätzliche Intraday Auktionen eingeführt, die beispielsweise am Vortag um 22:00 Uhr und am Liefertag um 10:00 Uhr stattfinden. Diese Auktionen ermöglichen eine effizientere Preisfindung und bieten Marktteilnehmern zusätzliche Flexibilität bei der kurzfristigen Strombeschaffung.
Beispiel: Möchte ein Marktteilnehmer für die Viertelstunde von 10:00 bis 10:15 Uhr 30 MWh Strom erwerben und findet einen passenden Anbieter, muss der Handel spätestens bis 09:55 Uhr abgeschlossen sein.
Welche Rolle spielt der Intraday Handel im Strommarkt und wie entwickelt er sich aktuell?
Der Intraday Handel hat sich zu einem zentralen Instrument der Strommarktsteuerung entwickelt. Er ermöglicht es Marktteilnehmern, Stromlieferungen noch am selben Tag flexibel zu kaufen oder zu verkaufen – bis zu fünf Minuten vor Lieferbeginn. Diese kurzfristige Handelsmöglichkeit ist entscheidend, um Prognoseabweichungen auszugleichen und die Stabilität der Bilanzkreise zu gewährleisten.
Was ist das Ziel von Intraday Handel?
Der Intraday Markt dient primär dazu, Ungleichgewichte zwischen prognostizierter und tatsächlicher Stromerzeugung bzw. -nachfrage zu korrigieren. Stromhändler und Bilanzkreisverantwortliche nutzen ihn, um ihre Bilanzkreise möglichst exakt auszugleichen und dadurch kostspielige Ausgleichsenergie zu vermeiden. Dies ist insbesondere relevant für Betreibende von Erneuerbare-Energien-Anlagen, die im Rahmen der Direktvermarktung selbst für die Vermarktung und Prognose ihrer Einspeisung verantwortlich sind.
Warum ist Flexibilität im Intraday Handel so wichtig?
Mit dem zunehmenden Anteil fluktuierender Erzeuger wie Wind- und Solarenergie gewinnt die kurzfristige Steuerung von Stromflüssen an Bedeutung. Der Intraday-Handel erlaubt es, auf wetterbedingte Änderungen oder technische Störungen schnell zu reagieren. Unternehmen mit flexiblen Anlagen – etwa Batteriespeicher oder steuerbare Industrieprozesse – können durch gezielte Einspeisung oder Lastverschiebung wirtschaftliche Vorteile erzielen, indem Preisschwankungen ausgenutzt werden, was sich Arbitrage nennt.
Wie entwickeln sich Preise und Dynamik im Intraday Markt?
Die Preisvolatilität im Intraday Markt hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Prognoseabweichungen, insbesondere bei Solar- und Windstrom, führen regelmäßig zu extremen Preisspitzen – sowohl im positiven als auch im negativen Bereich. Diese Dynamik eröffnet Chancen für Arbitragegeschäfte, stellt aber auch hohe Anforderungen an das Prognose- und Portfoliomanagement der Marktakteure.
Wie ist der Intraday Handel regulatorisch eingebettet?
Die Verpflichtung zur Bilanzkreistreue ist gesetzlich verankert und wird durch wirtschaftliche Anreize flankiert. Der Strompreis im Intraday Markt nähert sich oft dem erwarteten Ausgleichsenergiepreis an, da Händler bestrebt sind, ihre Bilanzkreisabweichungen möglichst effizient zu minimieren.
Wie sieht die Zukunft des Intraday Handels aus?
Mit der fortschreitenden Digitalisierung und dem Ausbau dezentraler Erzeugungsstrukturen wird der Intraday Handel weiter an Bedeutung gewinnen. Die Integration von Echtzeitdaten, automatisierten Handelsstrategien und KI-gestützter Prognose wird die Effizienz und Reaktionsfähigkeit des Marktes weiter erhöhen.
Beispiel Intraday Handel Strom
Im Energiesektor kann der Intraday Handel auf verschiedene Weise genutzt werden. Eine gängige Methode ist die so genannte „Arbitrage“. Bei der Zeitarbitrage kauft man Energiekontrakte zu niedrigen Preisen und verkauft sie später am Tag wieder, wenn die Preise gestiegen sind. Diese Strategie kann gewinnbringend sein, erfordert aber eine sorgfältige Zeitplanung und Marktanalyse. Eine weitere gängige Arbitrage-Möglichkeit ist die Ausgleichsarbitrage also die Ausnutzung vorübergehender Preisdiskrepanzen zwischen verschiedenen Börsen. Indem sie schnell an einer Börse kaufen und an einer anderen verkaufen, können die Händler einen Gewinn erzielen, während sich die Preise wieder an ihr Gleichgewichtsniveau anpassen. Insbesondere diese Art des Arbitragehandels findet häufig mit Algorithmen statt, da extrem schnelle Handelsgeschäfte getätigt werden müssen.
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